Sobald das Messgerät piept, gibt’s ein Leckerli!
Donnerstag, 21. August 2008“Bin ich ein Tierquäler, wenn ich bei meinem Hund nicht selbst den Blutzucker messen mag?” Diese Frage habe ich heute einem Zuckerhunde-Besitzer ganz klar mit “Nein!” beantwortet.
Natürlich ist es für jeden Zuckerhund besser, wenn Frauchen oder Herrchen sein Blutzuckerverhalten kennt, regelmäßig (möglichst alle vier Wochen) zu Hause ein Tagesprofil erstellt und dieses mit dem Tierarzt bespricht. Ich empfehle das ausdrücklich. Auch zwischendurch sollte aus medizinischen Gründen der Zucker gemessen werden - immer, wenn etwas ungewöhnlich erscheint oder man sich unsicher ist.
Aber genau an diesem Punkt stoßen einige Zuckerhunde-Besitzer an ihre persönliche Grenze oder an die ihres Hundes. Schwierig für beide Seiten, da sich die Angst vom Hund auf den Menschen und vom Menschen auf den Hund überträgt… Auf jeden Fall ist niemand ein Tierquäler, nur weil er mit dem Zuckermessen zu Hause nicht klarkommt oder kein Blut sehen kann!
Es gibt aber auch Fälle, bei denen ein Angstverhalten des Hundes vorliegt. Hier kann man mit gezieltem Verhaltenstraining darauf hinwirken, dass das Tier seine Angst verliert: Als hilfreich hat sich erwiesen, den Hund erstmal aus der Ferne an das Klick-Geräusch beim Auslösen der Stechhilfe zu gewöhnen, und von vornherein das Piepen des Messgerätes mit einem Leckerli zu verbinden. Auch der Hundebesitzer selbst sollte bereits ein positives Verhältnis zu der Stechhilfe haben in dem Moment, in dem er sie seinem Hund präsentiert. Denn auch hier gilt: Die Unsicherheit des Hundehalters überträgt sich auf den Vierbeiner…
Ich selbst habe deswegen die ersten Versuche mit der Stechhilfe an mir selbst durchgeführt, ohne dass meine Hündin dabei war. Wollte erstmal bei mir selbst sehen, wie das funktioniert, und ob es weh tut… und die einzelnen Handgriffe sicher drauf haben, bevor ich dann möglichst routiniert meine Hündin das erste Mal damit “belästigte”.
Dann hab ich die Stechhilfe auf dem Boden rumliegen lassen, so dass Mikki daran schnuppern konnte. Ab und zu hab ich das Ding ausgelöst und geschaut, wie Mikki reagiert. Erst aus der Ferne, und sobald sie sich daran gewöhnt hatte, auch näher an ihr dran. Und ich habe ihr gezeigt, wie ich bei mir selbst einen Bluttropfen gewinne und Zucker messe. Beim ersten Mal war sie erstaunt, da hab ich so getan, als ob das völlig normal sei. Als das Messgerät das Ergebnis zeigte und dabei piepte, hab ich uns beide gelobt und ihr ein Leckerli gegeben.
Schon nach zwei Tagen hat sie mir durch ihr gleichgültiges Verhalten beim Klickgeräusch signalisiert, dass ich die Stechhilfe das erste Mal an ihrem Ohr ansetzen konnte. Zunächst ohne Lanzette, aber mit Klicken der Stechhilfe. Noch zwei Tages später habe ich’s dann das erste Mal mit einer Lanzette versucht. Dazu die Stechhilfe auf der geringsten Einstichtiefe eingestellt und ausprobiert, auf welcher Einstichtiefe bei ihr ein kleiner Bluttropfen kommt (das ist bei jedem Hund unterschiedlich). Und immer fein gelobt. Viele der Zuckerhunde-Besitzer, die ich kenne, haben so über mehrere Tage ihr Tier und sich selbst daran gewöhnt. Wir alle haben die ersten Tage noch verzweifelt gedacht, dass wir das nie schaffen. Heute ist es bei fast allen tägliche Routine geworden!
Mag ein Hund es überhaupt nicht haben, dass man ihn am Ohr anfasst, empfiehlt sich auch hier Verhaltenstraining. Das ist ein nicht unbekanntes Problem, und du solltest es mit deinem Tierarzt besprechen. Oder zu uns in die Zuckerhunde-Community kommen, damit wir dir helfen können, eine alternative Teststelle zu finden. Auf keinen Fall solltest du den Hund festhalten und zwingen.
Bei uns wird auch niemand vorverurteilt, nur weil er seinem Hund nicht zu Hause den Zucker misst, sondern lieber zum Tierarzt geht dazu. Auch in diesem Fall bist du ausdrücklich herzlich willkommen in der Community :)