Archiv für die Kategorie „Insulin“

Im Sommer unterwegs? Kein Problem!

Mittwoch, 1. Juli 2009

Der Sommer ist da, und was passiert bei den hohen Temperaturen mit dem Insulin?

Keine Panik, ihr müsst jetzt nicht den ganzen Tag zu Hause bleiben – nur damit ihr euren Hund gut spritzen könnt zur gewohnten Zeit. Wohl aber gilt es, im Sommer ein paar Dinge zu beachten.

Eure langfristigen Insulinvorräte lagert ihr ja im Butter- oder Gemüsefach des Kühlschranks (bei ca. 2 bis 8 Grad Celsius). Die angebrochene Flasche Insulin, die ihr gerade benutzt, kann aber trotz der höheren Temperaturen auch im Sommer mal mitgenommen werden. Dafür gibt es im Diabetikerversand spezielle Thermo-Täschchen für Insulin mit kleinen Mini-Kühlkissen, und sogar Kühlgel-Täschchen, die man in kaltes Wasser taucht - danach schützen sie das dort hineingelegte Insulin selbst bei hohen Außentemperaturen für bis zu 45 Stunden.

Es geht aber auch einfacher: Als Transportbehälter eignet sich zum Beispiel eine (leere) Thermoskanne, eine normale Kühltasche oder ein kleiner Styroporbehälter. Wichtig ist nur, dass das Insulin nicht direkt mit einem Kühl-Akku in Berührung kommt, denn es darf auf keinen Fall gefrieren! Dann würde es seine Wirkung verlieren.

Auch soll das Fläschchen vor Licht geschützt werden, vor allem vor direkter Sonneneinstrahlung. Und natürlich schmeißt ihr den Rucksack oder die Tasche mit dem Insulin nicht wild durch die Gegend, denn es soll ja nicht heftig geschüttelt werden. Wohl aber könnt ihr einen Abend im Stadtpark genießen oder bei Freunden und müsst euch keine Sorgen machen :) Achtet darauf, dass die Temperatur im Transportgefäß selbst auf nicht mehr als 25 Grad steigt.

Zu Hause packt ihr die Flasche dann einfach wieder ins Gemüsefach. Oder ihr könnt sie auch draußen lichtgeschützt stehen lassen, sofern die Raumtemperatur nicht über 25 Grad liegt. Eine so behandelte Insulinflasche kann bis zu vier Wochen (28 Tage) benutzt werden.

Insulin-Überdosis auf Rezept

Montag, 1. September 2008

Warum verordnen so viele Tierärzte ihren vierbeinigen Patienten eine Überdosis Insulin? Rund 80 Prozent der Hunde, die zur Erstberatung auf die www.zuckerhunde.de kommen, erhalten von ihrem Haustierarzt zu hohe Start-Dosierungen - teilweise wird doppelt so viel Insulin gespritzt wie der Hersteller empfiehlt. 

Ein Wunder, dass so viele Hunde diese Insulin-Attacke (zunächst) überleben. Das Wunder heißt Somogyi Overswing: eine Gegenregulation des mit Insulin überversorgten Körpers, bei der die Leber stimuliert wird und auch andere Stresshormone (vor allem Adrenalin und Glukagon) mobilisiert werden. Dadurch steigt der Blutzucker sehr rasch über mehrere hundert mg/dl an und reagiert oft über zwei, drei Tage scheinbar nicht mehr auf weitere Insulingaben - sieht aus wie Therapieversagen…

Noch gefährlicher wird’s, wenn dann das vermeintlich schlechte Ansprechen auf Insulin mit einer weiteren Erhöhung der Insulindosis bekämpft werden soll. Auch das kommt in der Praxis häufig vor… Ein Kreislauf beginnt, bei dem der Diabetes-Patient nur verlieren kann. Denn irgendwann nach Wochen oder Monaten funktioniert diese Gegenregulation nicht mehr… der Hund fällt in eine massive Unterzuckerung und stirbt. Wir haben das schon einige Male erleben müssen, und - viel öfter noch - gerade noch so eben verhindern können.

Hersteller-Empfehlungen beachten!

Beim Festlegen der Insulindosis gibt es zwei Schlüssel zum Glück, die den gefährlichen und weit verbreiteten Somogyi-Effekt verhindern können: Zum einen: die Dosierungsempfehlungen des Insulinherstellers zu beachten. Die Dosierungsempfehlungen von Caninsulin findet ihr hier: Insulindosierung (bitte unten bei “Zweimal tägliche Gabe” die Expertenempfehlungen ausdrucken und zum Tierarzt mitnehmen, am besten gleich zusammen mit der Telefonnummer des Insulinherstellers).

Keine Insulin-Erhöhung ohne Tagesprofil!

Zweiter Schlüssel zum Glück: Ein Blutzucker-Tagesprofil anlegen. Entweder selbst zu Hause (authentischere Werte, da kein Stress und gewohnter Tagesablauf) oder beim Tierarzt (geht zur Not auch). Mit so einem Blutzucker-Tagesprofil entlarvst du sowohl drohende Unterzuckerungen als auch Gegenregulationen. Beim Vorliegen eines Somogyi-Effektes fällt der Blutzucker stark ab (unter 70 mg/dl) und steigt danach rasch und stark an (auf über 300 mg/dl, oft auch über 600 mg/dl) Um dieses Absinken und Ansteigen des Blutzuckers zu enttarnen, misst du über zwölf Stunden hinweg alle ein, zwei Stunden den Blutzucker. Einen dauerhaft vorliegenden Overswing kannst du nur enttarnen, indem du über mehrere Tage hinweg so ein Tagesprofil anlegst. 

Liegt ein Somogyi Overswing vor, hilft nur eines: In Absprache mit dem Tierarzt rasch runter mit der Insulindosis!

Kaltes Insulin kann ganz schön zwicken

Donnerstag, 10. Juli 2008

Aua! Das tat weh. Nicht nur dem Hund, sondern auch dem Frauchen. Der Finger blutet… wieso lässt sich die sonst so gelassene Westie-Dame Frauke  auf einmal nicht mehr das Insulin spritzen, sondern wehrt sich vehement? Dafür kommen verschiedene Ursachen in Frage:

* Das Insulin kommt direkt aus dem Kühlschrank, hat also seine Lagerungstemperatur von 2 bis 8 Grad - das tut beim Spritzen unter die Haut weh. Lösung: Du kannst die angebrochene Flasche Insulin stehend und vor Licht geschützt bei Zimmertemperatur (bis zu 25 Grad) aufbewahren. Sie hält sich so bis zu vier Wochen, und das Insulin ist nicht mehr so kalt. Dadurch vermeidest du das unangenehme Zwicken beim Spritzen.

* Du spritzt immer an derselben Stelle, das ist auch unangenehm. Die Spritzstelle sollte nach einem bestimmten Muster ständig gewechselt werden. Bewährt hat sich zum Beispiel folgende Methode: Morgens rechte Seite, abends linke Seite, und immer ein paar Millimeter oder ‘nen Zentimeter weiter nach vorne tasten. Bau einfach eine kleine ”Waldschneise” durch das Hundefell, an der du dich entlangtastest.

* Falls es eine kleine Spritzreaktion gibt (kleiner Knubbel oder so), sollte der Tierarzt kurz anschauen, ob alles in Ordnung ist.

* Wenn der Blutzucker längere Zeit sehr hoch ist, kann das Gewebe empfindlich werden. 

* Es kann auch mal sein, dass versehentlich ein kleiner Hautnerv getroffen wird und der Hund eine Abwehrreaktion macht.

* Es kann sich auch um eine anfängliche - ganz natürliche - Unsicherheit deinerseits handeln, die sich auf deinen Hund überträgt. Vielleicht hilft es dir, wenn anfangs eine zweite Person dabei ist, wenn du deinem Hund die Spritze setzt. Kleine Ablenkungsmanöver für Hund und Frauchen oder Herrchen sind hier der beste Schritt zum Erfolg. Versuch’s mal so: Du kannst deinen Hund einmal kurz krabbeln, bevor du die Hautfalte bildest. Nach dem Einstich bekommt dein Kleiner natürlich eine kohlenhydratfreie Belohnung, klaro! Am besten massierst du zusätzlich gleich nach dem Rausziehen der Spritze ganz leicht und spielerisch die Einstichstelle. Das ist für deinen Hund am angenehmsten. Du wirst sehen, das alles wird schnell ein Ritual… 

* Und natürlich muss auch der Tierarzt einmal die Haut angucken.

Bei Westie-Dame Frauke war’s tatsächlich das kalte Insulin, das so gezwickt hat. Da sie dadurch ein paar Tage lang schlechte Erfahrung mit dem Insulinspritzen gemacht hat und sich bereits beim bloßen Anblick der Spritze verkriecht, habe ich ihrem Frauchen zu Verhaltenstraining geraten: Einfach eine Insulinspritze ohne Nadel oder mit Kappe (Verletzungsgefahr!) in den Alltag integrieren, immer wieder beiläufig in die Hand nehmen, auch mal am eigenen Arm oder Bein ansetzen. Immer wieder, ganz lässig nebenbei. Dann mal auf den Fußboden setzen, die Spritze erst weiter weg, dann näher ran, so dass das Ding ein ganz normaler Bestandteil des Alltags wird. Beim Spritzen selbst die Krabbel- und Massage-Methode anwenden (siehe oben).

Schon bald wird Frauke sich das Spritzen wieder gefallen lassen - so wie am Anfang ja auch.


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